Spielerisch war die Leistung von Rot-Weiss Essen in Siegen vor einer knappen Woche ziemlich mau. Gewonnen hat das Team von Marc Fascher trotzdem. Der wichtige Ausgleichstreffer, der die Wende einleitete, fiel nach einer Standardsituation. Keine neue Erfahrung für RWE.
Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel stellte Fascher noch einmal klar und deutlich heraus, dass er ein Fan der ruhenden Bälle ist. „Viele tun Standards ab, ich finde sie sensationell. Sie entscheiden Spiele“, erklärte der Coach. Beweisstück A: der Treffer zum 1:1 in Siegen.
Fascher hat durchaus mitbekommen, dass sein Training in Fankreisen nicht unumstritten ist. Tägliche Beobachter der Einheiten tun im Internet ihren Unmut kund. Da würden zu selten Spielzüge trainiert, und viel zu oft Standards. Vielleicht war sein offensives Loblied auch eine Reaktion auf diese Kritik.
"...möchte ich mich in aller Form für diesen Sieg entschuldigen"
Bemerkenswert war zudem Faschers Reaktion auf einen weiteren Kritikpunkt. In der Pressekonferenz hatte ein Fanvertreter angemerkt, dass die Ecke von Tim Hermes, die zum 1:1 führte, nicht so gewollt, sondern im Gegenteil eher missglückt gewesen sei. Tatsächlich rutschte der Ball in dieser Szene zufällig durch den Fünfmeterraum zum Torschützen Marwin Studtrucker. Faschers angesäuerte Antwort: „Wenn wir gewinnen, dann immer nur aus zwei Gründen: entweder war der Gegner schlecht, oder wir hatten Glück. Deswegen möchte ich mich in aller Form für diesen Sieg entschuldigen.“
In der Tat muss man Fascher zugute halten, dass seine Mannschaft zwar nicht immer schön, aber doch erfolgreich spielt. Noch immer steht erst eine Niederlage auf dem Konto, RWE ist Vierter in der Tabelle. Dazu beigetragen haben zu einem erheblichen Teil auch die Standardsituationen. Blickt man auf die bisher erzielten 24 Treffer der Essener in der Regionalliga West, dann stellt man fest, dass genau die Hälfte dieser Tore nach Ecken, Freistößen, Elfmetern und weiten Einwürfen gefallen sind. Hätte Benjamin Baier, der selbst für einen Elfmetertreffer und zwei Freistoßtore verantwortlich zeichnet, auch noch den Strafstoß gegen Verl versenkt, dann stünden sogar 13 Treffer und wahrscheinlich auch zwei zusätzliche Punkte auf dem Konto.
Das Standardtraining von Fascher hat sich bisher voll ausgezahlt – das belegt die Statistik. Das Team von der Hafenstraße steht auch deshalb auf Platz vier, weil es gleich mehrere Spieler beinhaltet, die viel Gefühl im Fuß (und Kraft in den Armen) haben. Neben Baier taten sich hier vor allem die beiden Linksfüßer Hermes und Tobias Steffen hervor.